Geschichte der Burg Gleiberg

Abb, 3. Grundriss der Burg

Mit dem Tode Ludwig des Kindes im Jahre 911 wurde bekanntlich Konrad, Graf des fränkischen und sächsischen Hessen-Gaues, der die Würde eines Herzogs der Franken erhalten hatte, zum König des Deutschen gewählt. Sein Bruder Eberhardt war Graf im Oberlahngau und Otto, der dritte der Brüder, hatte den größten Teil des Mittellahngau erhalten. Seinen Grafensitz musste sich Otto dort erst errichten, er wählte dazu den Berg an der Gleibach, den Gleiberg. Im Jahre 910 wurde dort eine gewaltige Feste erbaut, in der lange Zeit mächtige Geschlechter wohnten. Der jetzt von außen noch gut erhaltene und weithin sichtbare Turm, der Bergfried (a Abb. 3), bildete den Kern dieser ersten Anlage, welche zunächst noch die Schutzmauer, den sogenannten „Mantel“ und den Palast I. umfasst haben muss.

Graf Otto starb früh. Wahrscheinlich hat er das Ende seines Bruders Konrad nicht mehr erlebt, der nach siebenjährigem vergeblichem Ringen um die Anerkennung der Königsgewalt starb, nachdem er vor seinem Tod selber noch den Rat, erteilt hatte dem mächtigsten seiner Gegner Heinrich (den Flinken) von Sachsen, die Königswürde zu übertragen. Unter Heinrichs Nachfolger Otto, dem Großen, kam Gleiberg durch Heirat in den Besitz Ludolfs, des ältesten Sohnes dieses Kaisers.

In den darauf folgenden Jahrhunderten kommt es bereits öfters vor, dass zwei bis drei Herren, meist Brüder sich das Eigentum der Burg teilen und dass zwischen denselben eine Fehde entsteht. Die Erbauung des viereckigen Turms (f Abb. 3), der jetzt bis auf die Grundmauern verschwunden ist, mag jenen Zeiten vorausgegangen sein. Jedenfalls können wir annehmen das unter dem Pfalzgrafen Hermann von Aachen, der 1075 wieder alleiniger Herr der Burg war und als erster Graf von Gleiberg genannt wird, bereits beide Befestigungstürme ausgeführt waren. Von 1105 bis 1197 befand sich die Feste im Besitz seiner Nachkommen, der Grafen von Gleiberg. Das sich in dieser Zeit deren Gebiet vergrößerte, kann daraus entnommen werden, das 1129 eine Gräfin Clementia von Gleiberg das Kloster Schiffenberg (bei Gießen) gründete, zu dessen Schutz 1130 bis 1150 die Stadt und Burg Gießen erstanden ist.

Dicht bei Gleiberg erhebt sich die kleine Burg Vetzberg, welche 1152 urkundlich zum ersten Mal genannt wird. Dieses Vorwerk soll durch einen verborgenen unterirdischen Gang von 20 Minuten Länge mit Gleiberg in Verbindung gestanden haben; doch wird die Sage, wie mehrere Nachforschungen erwiesen haben, als eine Erfindung der Einbildung der Landbevölkerung bezeichnet werden können. Vergrößert wurde allerdings Anfang des 13. Jahrhunderts die Burg Gleiberg durch Anlage weiterer ausgedehnter Befestigungswerke und auch die Burgkapelle (h Abb. 3) gehört nach dem Stile der erhaltenen Reste zu schließen, dieser Zeit an; aber jener unterirdische Gang dessen Eingang noch erhalten ist ,führte wahrscheinlich nur bis zu dem in einem Außenwerk gelegen wasserreichen Brunnen (p Abb. 2).

Abb. 2. Lageplan der Burg Gleiberg

Nach dem Aussterben des Mannesstammes der Grafen von Gleiberg sehen wir deren Besitztümer von 1180 bis 1328 zur einen Hälfte im Besitz der Grafen von Merenberg, zur anderen in dem der Grafen von Tübingen. Auch in die Burg selbst teilten sich, wie es scheint, beide Linien, und wir sehen anstoßend an die Burgkapelle den geräumigeren zweigeschossigen Palas II (Abb. 3) entstehen. Die hochragende Giebelwand zeigt, daß das dritte Geschoss sowie das hohe Dach welches sich einst an die Giebelmauer anschloss, einer weit späteren Zeit angehören.

Die Merenberger in fünf aufeinander folgenden Geschlechtern bewohnten die Burg Gleiberg stets selbst und unter ihrer Hofhaltung ist vorwiegend die Glanzzeit Gleibergs zu suchen. Nachdem 1328 Hartrad VI. von Merenberg ohne männliche Erben gestorben war, vererbte sich die ganze Grafschaft durch Heirat und wir finden von 1333 bis 1816 Burg Gleiberg ungeteilt im Besitze der Grafen von Nassau-Saarbrücken (jüngere Linie Weilburg). Wahrscheinlich war es Graf Albrecht, 1559 – 1582, welcher den gesamten Nassauer Bau, einen geräumigen Palas, nebst Speicherräumen errichten ließ zum Zwecke gemächlicherer Hofhaltung bzw. zur Aufbewahrung der Abgaben der Landbevökerung.

Kurz vor dieser Zeit und zwar in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, mögen mancherlei baulichere Veränderungen in der Burg vorgenommen worden sein, namentlich hatte man den Palas II mit dem dritten Geschoss in hohem Dachwerk versehen und in den Großen Mantel des Bergfrieds Schiesscharten gebrochen, wie diese durch die Einführung und die Fortschritte im Gebrauch von Feuerwaffen bedingt waren. Im dreißigjährigen Krieg ist nur der Nassauer Bau der Zerstörung entgangen, während die Oberburg 1646, beim Bruderzwist der beiden hessischen Stämme, durch Beschießung und Brand zur Ruine gemacht wurde.

Seit 1816 ist Gleiberg durch Staatsvertrag an Preußen gefallen und wurde dem Kreise Wetzlar zugeteilt. Später dann ging von dem „Gesellschaftsverein“ einer Privatgesellschaft in Gießen und Wetzlar und namentlich vom 1889 verstorben Geh. Rat H. v. Ritgen der Gedanke aus, durch Einrichtung schmucker Wirtschaftsräume im Nassauerbau sowie nötigen Erhaltungsarbeiten an Schloß und Ruine diese neu zu beleben. Geheimrat H. v. Ritgen entwarf die Baupläne und erwirkte, dass dem genannten Verein die Rechte einer juristischen Person verliehen und die Burg unter der Bedingung der Erhaltungspflicht zum Eigentum übergeben wurde.

Quelle: Centalblatt der Bauverwaltung, Berlin 1889

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