Die Burg Gleiberg in Flammen

Bisher war Gleiberg von den über Deutschland herziehenden Kriegsstürmen so ziemlich verschont geblieben. Doch hatte es dann im Jahre 1646 die Belagerung durch den hessen-kasselischen Generalmajor Geiso zu durchstehen. Dieser und der schwedische Generalleutnant Königsmark kamen am 6. Juni 1646 mit ihren Armeen ins Gleibergerland. Der eine lagerte bei Launsbach und der andere bei Wismar.

Noch an demselben Tage zog Königsmarks Leibkompanie zu Pferde und 2 Kompanien Dragoner auf den Gleiberg, plünderten den Ort und führten etliche hundert Stück Rindvieh und 60 – 70 Pferde aus Gleiberg und Krofdorf hinweg ins Lager.

Am 9. Juni wurden 100 Mann Königsmark`scher Kriegsvolk unter Anführung des Hauptmann Kemel von Zweibrücken, zur Bewachung des Fleckens, auf den Gleiberg verlegt. Am Abend desselben Tages zog der Generalmajor Geiso mit 700 Mann Fußvolk vor das Schloß, um es zu belagern. Dies wurde von dem darmstädtischen Hauptmann Hoffmann und 45 Soldaten tapfer verteidigt.

Drei kleine Feldgeschütze, welche der Feind auf die Kirche aufgepflanzt hatte, konnten wenig ausrichten. Nun ließ Generalmajor Geiso sieben große Feldgeschütze und zwei kleine Mörser herbeischaffen von denen jedes Geschoss 50 kg wog. Mit diesen wurde das Schloß am 10. Juni des Tages und der Nacht stark beschossen. Da aber auch jetzt noch der gewünschte Erfolg ausblieb, steckte Generalmajor Geiso das große Schloßtor mit Pechkränzen in Brand.

  • Ein Pechkranz war ein Brandsatz, der im mittelalterlichen und neuzeitlichen Kriegswesen eingesetzt wurde. Bei Belagerungen setzte man mit diesen ebenso billigen wie effektiven Kampfmitteln Dächer, Vorratslager, Pulverkammern und andere leicht entzündliche Objekte in Flammen.

Am 12. Juni wurde mit dem Schießen und Feuerwerfen fortgefahren. Bald brannte die Burg an vielen Stellen. Die Besatzung der Burg Gleiberg unter Hauptmann Hoffmann gab sich alle Mühe, die Brände zu löschen; doch die Wasservorräte gingen schnell aus. Und letztendlich standen fast alle Gebäude der Oberburg in Flammen. Um wenigstens einen Teil der gräflichen Burg zu retten, ergab sich die Besatzung der Burg Gleiberg auf Gnade und Ungnade. Lebensmittel-, Wasser- und Munitionsmangel mag sie in ihrem Entschluss bestärkt haben.

Die Bitte des Hauptmanns Hoffmann „das uralte gräfliche Haus zu löschen, damit es nicht ganz und gar in Schutt und Asche gelegt würde“, fand bei den Angreifern kein Gehör. Generalmajor Geiso erzürnt durch die erheblichen Verluste, gab die Antwort: „Des Generals Fürstin, wie auch der Landgraf von Darmstadt haben kein Haus auf dem Gleiberg“, denn weder die Gräfin Amalie von Hessen Kassel, noch der Landgraf von Hessen – Darmstadt waren zu dieser Zeit Eigentümer oder Treuhänder der Burg. 1646 war der Fürst von Nassau-Weilburg wieder in den Besitz der 1636 abgenommenen Erbländer gekommen.

Um das Vernichtungswerk an der Burg zu vervollständigen, schleppten die Truppen des Generalmajors Geiso Holz und Stroh zusammen. Der Brand wütete, bis alle Gebäude der Oberburg bis auf die Grundmauern nieder gebrannt waren. Auch der runde Bergfried mit seiner schönen Haube brannte vollkommen aus.

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Quelle
Heimatkunde des Kreises Wetzlar 1901, von Wilhelm Lochau, Lehrer in Gleiberg.
Heimatkalender des Kreises Wetzlar 1953, von Lehrer Wilhelm Schnorr, Wißmar.
Die Drangsale des Nassauischen Volkes und der angrenzenden Nachbarländer 1854, von E. F. Keller, Gotha, Seite 422-423.
Die Geschichte von Hessen 1843, von Dietrich Christoph Rommel, Kassel.


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